Ich habe mich geirrt: doch noch etwas Zeit gefunden!
3 te Stufe: Theophyllin (1,3-Dimethylxanthin) coffein 01c.png (5.15 KB . 730x112 - angeschaut 2186 Mal)In einem Eintopf-Verfahren werden 3 Syntheseschritte zum Aufbau des Purin-Gerüsts durchgeführt:
1)Nitrosierung des 4-Amino-1,3-dimethyluracil zum 4-Amino-1,3-dimethyl-5-nitrosouracil mit Natriumnitrit/Ameisensäure.
2)Reduktion der Nitroso-Verbindung zum Amin mit Natriumdithionit.
3)Cyclokondensation der 4,5-Diamino-Gruppierung im 4,5-Diamino-1,3-dimethyluracil mit Formamid unter Anellierung das Imidazolrings.
In einem 250 ml Dreihalskolben mit Luftkühler werden 23,3 g (0,15 mol) 4-Amino-1,3-dimethyluracil und 14,7 g (0,15 mol) Natriumnitrit in 120,0 ml Formamid gelöst und auf 60 °C erwärmt. Unter intensivem Rühren tropft man innerhalb von 10 Minuten 24,0 ml Ameisensäure zu, wobei sich die 5-Nitroso-Verbindung als rotvioletter Niederschlag abscheidet
(*1). Man erhitzt die Suspension innerhalb von 10 Minuten auf 100 °C und gibt unter Rühren portionsweise 4,66 g (26,8 mmol) Natriumdithionit zu; dabei steigt die Temperatur auf 130-140 °C und es entsteht eine gelbe Lösung. Das Reaktionsgemisch wird nach Zugabe des Reduktionsmittels auf 180-200 °C erhitzt und 30 Minuten bei dieser Temperatur gehalten
(*2). Beim Abkühlen fällt ein Teil des Produktes aus, der abgesaugt und mit wenig Wasser gewaschen wird. Das Filtrat wird mit etwa 300 ml Wasser versetzt und dreimal je mit 100 ml Chloroform ausgeschüttelt. Die vereinigten Chloroform-Extrakte werden über Natriumsulfat getrocknet und das Chloroform wird abdestilliert, wobei gelbe Kristalle zurückbleiben. Die vereinigten Rohprodukte werden aus Wasser/Ethanol (1:1) umkristallisiert
(*3) und die Kristalle gründlich über Silikagel getrocknet. Gelbliches Kristallpulver.
10,3 g (
38 % der Theorie bezogen auf das Anhydrat; 35 % bezogen auf das Monohydrat; lit. 55 %)
(*4). Schmelzpunkt: 272-273 °C. DC (SiO
2, Ethanol, Iod): 1 Spot, Rf = 48 (lit. Rf = 80)
(*5). Es wurde die Murexid Probe (auf Xanthine) gemacht, die positiv ausfiel. Hierzu wurde eine Spatelspitze des Produktes mit 4 Tropfen konzentrierter Salzsäure und 4 Tropfen konzentrierter Wasserstoffperoxid-Lösung versetzt, die Lösung auf dem Wasserbad eingedampft, mit 3 Tropfen Ammoniak (25 %) versetzt und wieder eingedampft.
Anmerkungen:(*1) Das Reaktionsgemisch wird hierbei ziemlich dickflüssig, was intensives Rühren erschwert. Der Experimentator konnte beim Zutropfen der Ameisensäure einen deutlichen Temperaturanstieg, sowie die Entwicklung geringer Mengen nitroser Gase beobachten.
(*2) Formamid beginnt sich ab 185 °C zu zersetzen, wobei diverse gasförmige Produkte (CO, CO
2, NH
3, HCN) entstehen. Auch die überschüssige Ameisensäure zersetzt sich unter Bildung von CO. Während des Erhitzens kann man auch eine rege Gasentwicklung beobachten. Der Experimentator hat aus diesem Grund den Luftkühler mit einer Waschflasche mit alkalischer Kaliumpermanganat-Lösung (+ Sicherheitswaschflasche) verbunden. Die Kaliumpermangat-Lösung hat sich schon nach kurzer Zeit entfärbt. Hierauf wurden die Gase in die Flamme eines Bunsenbrenners geleitet, um eventuelles CO zu verbrennen.
(*3) Der Kolben wurde über Nacht im Eisbad belassen, damit das Produkt vollständig auskristallisiert.
(*4) In der Vorschrift ist vom Monohydrat die Rede. In folgender Dissertation:
http://hss.ulb.uni-bonn.de/2004/0416/0416.pdf wird das Thema der verschiedenen Modifikationen und Hydrate ausführlich behandelt. Dort heißt es:
Prinzipiell bildet Theophyllin zwei enantiotrope Modifikationen und ein Hydrat [33]. Ausserdem existiert noch eine metastabile Form, die sich der stabilen Form des Anhydrats gegenüber monotrop verhält [34]. Offizinell sind das Monohydrat sowie die stabile wasserfrei Form [30]. Theophyllin kristallisiert aus Wasser als Monohydrat in Form farbloser, monokliner Nadeln oder Tafeln. Das Kristallwasser wird bei 100 – 105 °C vollständig abgegeben, so dass bei 110 °C und unter reduziertem Druck die stabile Form des Anhydrats hergestellt werden kann. Die enantiotrope Form des Anhydrats („Hochtemperaturform“) bildet sich nur unter drastischen Bedingungen (in hermetisch verschlossenem Behältnis bei 270 °C [33]) aus der bei Raumtemperatur thermodynamisch stabilen Form und ist daher irrelevant für die Praxis. Das metastabile Anhydrat entsteht dagegen bereits unter üblichen klimatischen Bedingungen durch Dehydratation von Theophyllin Monohydrat bei erhöhter Temperatur (ab 40 °C), geringer Feuchte oder reduziertem Druck. Es ist nicht rein gewinnbar, sondern bildet sich anteilig neben der stabilen Form, in die es sich mit der Zeit auch wieder umwandelt (Abb. 3.1.2).
Ich gehe also davon aus, dass bei mir das Anhydrat vorliegt, werde dies aber noch genauer prüfen.
Die Ausbeute ist vergleichsweise schlecht ausgefallen. Ein Grund könnte sein, dass der Strom ausgefallen ist (ja wirklich!
), als ich dabei war das Reduktionsmittel zuzugeben, weshalb ich für einige Minuten nicht richtig rühren konnte.
(*5) Der Spot ist sehr schwer zu erkennen, deshalb auch kein Foto. Der Rf-Wert stimmt im Rahmen des beobachteten Trends mit dem Literaturwert überein.
Apparatur zur Nitrosierung. Im Tropftrichter die Ameisensäure.
koffein 08.jpg (117.68 KB . 1151x767 - angeschaut 2292 Mal)Die violette Nitroso-Verbindung.
koffein 09.jpg (123.81 KB . 1151x768 - angeschaut 2175 Mal)Erhitzen auf 200 °C.
koffein 10.jpg (143.83 KB . 1151x767 - angeschaut 2255 Mal)Vernichten giftiger Gase – Die 2te Waschflasche enthielt zu Beginn eine alkalische Kaliumpermanganat-Lösung und in der Sicherheitswaschflasche hat sich ein unbekannter weißer Feststoff niedergeschlagen.
koffein 11.jpg (119.21 KB . 1151x767 - angeschaut 2209 Mal)Lösung des Rohproduktes in Chloroform unter UV: Es ist ein fluoreszierendes Nebenprodukt entstanden.
koffein 12.jpg (71.99 KB . 1151x767 - angeschaut 2160 Mal)Die beiden Produktfraktionen (Rohprodukt).
koffein 13.jpg (111.23 KB . 1151x767 - angeschaut 2182 Mal)Das reine Theophyllin.
koffein 14.jpg (88.29 KB . 1151x768 - angeschaut 2147 Mal)Positive Murexid-Probe.
koffein 15.jpg (118.14 KB . 1151x768 - angeschaut 2085 Mal)