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Autor Thema: Frage zu Nichtmetalloxiden  (Gelesen 7128 mal)

Jean(D)

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Frage zu Nichtmetalloxiden
« am: 23. Mai 2016, 20:03:32 »
Hallo zusammen,

ich habe grad irgendwie einen Knoten im Kopf. Folgende Annahme:

Oxide sind Sauerstoffverbindungen, in denen der Sauerstoff die Oxdationszahl -II hat (Ausgenommen die Fluorverbindungen).
Nichtmetalloxide ist eine Untergruppe der Oxide, bestehend aus einem Nichtmetall und Sauerstoff. Auch hier hat der Sauerstoff die Oxidationszahl -II.

Zu den Reaktionen der Nichtmetalloxide gehört die Reaktion mit Wasser zu einer Säure. Bspw. beim P4O10:
P4O10 + 6 H2---> 4 H3PO4

Das wurde uns eingetrichtert: Nichtmetalloxide reagieren mit Wasser zu Säuren.

H2O ist, soweit ich erkennen kann, auch ein Nichtmetalloxid.
Gebe ich Wasser zu Wasser, habe ich mehr Wasser (Kein Meerwasser!). Es findet zwar eine Autoprotolyse statt; also es entstehen H3O+ und OH- Ionen, aber halt jeweils mit einer Konz. von 10-7 mol/L. Dies entspricht einem pH- Wert von 7, also neutral ≠ sauer, da pH ≥ 7 nicht sauer ist.

Ich habe mich bereits mit einigen Kollegen unterhalten. Einer wusste nicht, was eine Säure ist und bei anderen Unterhaltungen kam jetzt auch nichts bei raus, wo ich mich am ende schlauer fühlte.

Deswegen meine Frage in die Runde: Was haltet ihr davon? Ist Wasser das einzige Nichtmetalloxid, welches nicht sauer in Wasser reagiert? Ich erkenne zumindest grade keinen Fehler in dieser Überlegung. Wenn ihr ihn findet bitte ich um Aufklärung, aber zerreist mich bitte nicht.

[ADR4.3]

synthon

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Re: Frage zu Nichtmetalloxiden
« Antwort #1 am: 23. Mai 2016, 20:36:12 »
Wasser würde ich nicht zu den Nichtmetalloxiden zählen. Wasser reagiert ohnehin als Ampholyt, wie du ja schon richtig geschrieben hast. Genannte Regel beschreibt innerhalb gewisser Grenzen Verhältnismäßigkeiten, aber das darf man auch nicht überbewerten. Keine Regel ohne Ausnahme.

Selbst für simple Regeln wie Säure + Alkohol -(Kat)-> Ester + Wasser gibt es Ausnahmen. Es findet nicht zwangsweise eine Reaktion statt. So verhält sich das hier auch.

Carlo

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Re: Frage zu Nichtmetalloxiden
« Antwort #2 am: 25. Mai 2016, 15:58:27 »
Es gibt noch andere Nichtmetalloxide, die in Wasser nicht sauer reagieren. Kohlenmonoxid oder Lachgas zum Beispiel.

Außerdem ist deine Definition von "Oxid" falsch. Diese Definition trifft auf sehr viele Sauerstoffverbindungen zu, auch z.B. Essigsäure. Die ist aber kein Oxid. Oxide sind binäre Sauerstoffverbindungen.

Jean(D)

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Re: Frage zu Nichtmetalloxiden
« Antwort #3 am: 26. Mai 2016, 18:33:42 »
Danke für diese Antworten bisher. Der Knoten ist fester geworden.

@synthon: Warum würdest Du Wasser nicht zu den Nichtmetalloxiden zählen? Ich denke, dass eben das ebenfalls eine Ausnahme der Regel ist, wie Du auch geschrieben hast.

@Carlo: Kohlenmonoxid... jetzt hast Du mich auf ein weiteres NMO gebracht, welches nicht sauer im Wasser reagiert. Zumindest habe ich nichts von einer "kohligen Säure" gehört. Diese hätte interessanterweise dieselbe Summenformel wie die Ameisensäure. :) Was das binäre angeht: Soweit ich weiß, bezeichnet "binär" eine chemische Verbindung, die ausschließlich aus zwei verschd. Elementen besteht. Sie hat die allgemeine Formel AxBy.

Meine Definition von Oxiden habe ich mir behelfshalber aus Wikipedia gezogen, da ich gerade keine Fachliteratur zur Hand habe. Sie deckte sich bisher mit dem, was ich so alles kennen lernte, weswegen ich diese auch in dieser Argumentation zu Rate nahm. Ich habe da aber nichts gesehen, wonach nur binäre Verbindungen Oxide sind. Ich weiß nicht, ob diese Angabe da fehlt, da ich selbst ein bisschen überrascht bin, dass nur binäre Sauerstoffverbindungen oxide seien, wie Du sagst. Zwar habe ich im Unterricht fast ausschließlich binäre vorgeführt bekommen, aber nicht-binäre Verbindungen wurden nicht ausgeschlossen. Hast Du vielleicht eine Quelle dazu? (Denn sonst halt ich mich an das bekannte fest).
[ADR4.3]

synthon

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Re: Frage zu Nichtmetalloxiden
« Antwort #4 am: 26. Mai 2016, 21:11:29 »
Wie schon geschrieben, zu jeder Regel gibt es Ausnahmen. Und diese klassischen Aussagen Verbindungsklasse A und B bildet immer X und Y ist eben einfach zu pauschal.

Carlo

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Re: Frage zu Nichtmetalloxiden
« Antwort #5 am: 10. Juni 2016, 21:23:40 »
Kohlenmonoxid... jetzt hast Du mich auf ein weiteres NMO gebracht, welches nicht sauer im Wasser reagiert. Zumindest habe ich nichts von einer "kohligen Säure" gehört. Diese hätte interessanterweise dieselbe Summenformel wie die Ameisensäure. :)
Kohlenmonoxid kann mit Wasser auch zu Ameisensäure reagieren, aber nur über Umwege bzw. mit Katalysatoren oder völlig schrägen Bedingungen.

Zu den binären Oxiden, das kann man unterschiedlich sehen je nach Definition. Es gibt auch Mischoxide, z.B. Spinelle. Dann stimmt das mit binär nicht. Man kann die aber auch alle als Mischung auffassen, z.B. MgAl2O4 = MgO*Al2O3. Aber Wikipedias Oxiddefinition ist eindeutig falsch, wie mein Beispiel mit der Essigsäure gezeigt hat. Hier eine Variante, die ausschließlich von binären Verbindungen spricht: "An oxide is a binary compound with oxygen in the -2 oxidation state" https://books.google.de/books?id=BnccCgAAQBAJ&pg=PA764#v=onepage&q&f=false oder "Oxide, binäre Verbindungen des Sauerstoffs, in denen dieser in der Oxidationszahl -2 vorliegt" http://www.spektrum.de/lexikon/chemie/oxide/6635

Mein Römpp (ein echtes Chemielexikon auf Papier von 1985) schreibt: "Oxide. In Analogie zu Wortbildungen wie Sulfide, Nitride etc. anstelle des früher üblichen "Oxyde" geprägter, seit 1959 verbindlicher Name für Verb. eines Elements (Metall od. Nichtmetall) mit Sauerstoff, sofern darin der Sauerstoff der elektronegativere Bestandteil ist..." (was wieder die Fluorsauerstoffverbindungen ausschließt). Doppeloxide werden "bestehend aus den O. von zwei versch. Elementen" bezeichnet und wären demnach keine gewöhnlichen Oxide. Von organischen Oxiden spricht man laut Römpp nur im übertragenen Sinne. Später hat man wohl noch das "-2" dazugenommen, wie beim spektrum-link, um z.B. Wasserstoffperoxid auszuschließen.

Mir ist kein Beispiel außer den Doppel- und organischen "Oxiden" bekannt, die nicht binär zusammengesetzt sind. Also ist die Sache mit "binär" auch richtig. Auch ist mir keine Definition bekannt, die besser ein Oxid beschreibt. Falls man die Doppeloxide zu den gewöhnlichen Oxiden dazuzählen will, wird die Definition unnötig umständlich (und wie soll sie überhaupt lauten??). Deshalb macht es Sinn, sie auszuschließen und nur von binären Verbindungen zu sprechen.
« Letzte Änderung: 10. Juni 2016, 21:28:23 von Carlo »