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Autor Thema: Cyanotypie  (Gelesen 22591 mal)

bombjack

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Cyanotypie
« am: 06. März 2013, 12:29:12 »
Cyanotypie:

Allgemeine Vorbemerkung:

Papier:

Bei diversen Vortests habe ich es mit normalen Schreibmaschinenpapier probiert. Dies hatte den Nachteil, dass es bei den diversen Waschschritten sehr empfindlich reagiert und leicht einreißt vgl. meine Beschreibung unter  http://illumina-chemie.de/cyanotypie-t3305.html
Das bei dem Workshop verwendete Papier war „Bergger Cot-320“ was ich über  http://www.moersch-photochemie.de/content/shop/edeldruck/138 bezogen habe. Alternativ dürften auch andere schwerere Aquarell-Papiere (min. 200g/m2) gehen, was aber getestet werden sollte.

Zur Durchführung:
Es empfiehlt sich die Papiere hinten mit Bleistift mit dem Namen des Kindes zu kennzeichnen.
Wässern: Lieber zu lange als zu kurz, dann ansonsten reagieren die Reste der Lösung beim Trocknen im Licht gnadenlos zu Berliner Blau....d.h. die Stellen müssen wirklich weiß sein, ansonsten bläut es beim Trocknen durch das Licht nach.
Das Wasserstoffperoxid-Bad kann sehr lange benutzt werden.....das Waschbad muss regelmäßig gewechselt werden.
Sich auf etwas Chaos gefasst machen, wenn man dies als Workshop mit Kindern durchführt....


Variante 1:
1.1. Vorbemerkungen:


Die verwendeten Chemikalien sind so gut wie* ungiftig, so dass keine besondere Sicherungsmaßnahmen nötig sind d.h. diverse Haushaltsreiniger haben in der Hinsicht ein höheres Gefahrenpotential.
Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass die fertige lichtempfindliche Lösung grundsätzlich ALLES färbt d.h. wird diese verschleppt dann entsteht durch Lichteinwirkung zwangsläufig das blaue Pigment und dies ist so gut wie nicht mehr entfernbar.

*= dennoch sollte man sie nicht mit dem Teelöffel essen, mit Lebensmittel vermischen usw.


1.2. Chemikalien:

- Ammoniumeisen(III)-citrat (Grün) (CAS 1185-57-5) mit14.5-16% Fe
- Kaliumhexacyanidoferrat(III) (CAS 13746-66-2)
- Polysorbat 20 (Tween 20) (CAS 9005-64-5)
- Wasserstoffperoxid-Lösung 3% (CAS 7722-84-1)
- destilliertes Wasser (CAS 7732-18-5)

Die erste Chemikalie kann man u.U. in der Apotheke bekommen, die zweite kann unter der Art.-Nr.: CL 2326 (Kaliumhexacyanoferrat III, 100 g von  http://www.der-hedinger.de/produkte/chemikalien/k/artikel/CL_2326.html ) in der Apotheke geordert werden und die dritte gibt es unter Polysorbat 20 mit der PZN 1709930 bei der Apotheke und Wasserstoffperoxid-Lösung ebenso, wobei bis zu 12%ige Lösungen ohne Identitätsfeststellung nach der Chemikalienverbotsverordnung abgegeben werden dürfen. Destilliertes Wasser bekommt man am billigsten im Supermarkt.

1.3. Durchführung:

a) Lösung A:
25 g Ammoniumeisen(III)-citrat werden in einem Messzylinder vorgelegt und dieser erst einmal bis zur 70 ml Marke mit destilliertem Wasser aufgefüllt. Nun bringt man durch schütteln das Ammoniumeisen(III)-citrat in Lösung und füllt anschließend mit Wasser zur 100 ml Marke auf. Damit hat man eine 25% (m/V) Lösung hergestellt, wobei man für kleiner Volumina proportional weniger nehmen kann: 12.5 g ad 50 ml oder 2.5 g ad 10 ml ("ad" heißt auffüllen auf xx ml).

b) Lösung B:
10 g Kaliumhexacyanidoferrat(III) werden in einem Messzylinder vorgelegt und dieser erst einmal bis zur 70 ml Marke mit destilliertem Wasser aufgefüllt. Nun bringt man durch schütteln das Kaliumhexacyanidoferrat(III) in Lösung und füllt anschließend mit Wasser zur 100 ml Marke auf. Damit hat man eine 10% (m/V) Lösung hergestellt.

Anmerkung: Lösung A im Kühlschrank aufbewahren, da sich leicht Schimmel bildet, daher kleine Mengen herstellen.

c) Lichtempfindliche Arbeitslösung: Gleiche Teile von A und B mischen und einige Tropfen (2 bis 4) Polysorbat 20 hinzugeben, damit später das Papier besser benetzt wird. Vorsicht mit dieser Lösung, sie gibt auf Teppich, Kleidung auch auch auf der Haut blau gefärbte Stellen.

d) Mit einem Schwamm, Pinsel (ohne Metall) wird nun das Papier möglichst gleichmäßig benetzt bzw. getränkt. Dabei ist es wichtig, dass man Sonnenlicht oder auch Leuchtstoffröhren-Licht vermeidet, da der UV-Anteil ansonsten zu Reaktionen führen kann. Außerdem ist es gut vor der Durchführung mit den Kindern eine Probe des verwendeten Papiers zu testen, da u.U. Inhaltsstoffe des Papiers mit der Lösung schon vorher reagieren können und das Papier auch ohne Belichtung sich blau färbt.

e) Das Papier wird getrocknet und anschließend lichtdicht (z.B. dickerer schwarzer Plastikmüllsack) verpackt und möglichst schnell verbraucht.

f) Objekte (=Photogramm), Hände, Füße usw. auf dem Papier platzieren, was schnell gehen muss, da wenn die Sonne scheint eine Belichtungszeit von 60 Sekunden ausreicht, um die nicht abdeckten Stellen blau-grün zu verfärben.

Ergänzung vom Workshop her:
Fasziniert die Kinder; für Photogramme kann zum fixieren von Blättern oder Gras und ausgeschnittenem Papier eine Klarsichtfolie die für Dokumente benutzt wird genommen werden....dazu ist dann Teamarbeit notwendig.

g) Fixierung: Man wäscht das Papier solange in kaltem Wasser (was Leitungswasser sein kann) bis das Waschwasser keine gelbliche Färbung mehr hat und die unbelichteten Stellen die Papierfarbe angenommen haben.


h) Um den blauen Farbton der Cyanotypie hervorzubringen kann man abschließend mit einer sehr verdünnten Wasserstoffperoxid-Lösung waschen, wobei 10 bis 20 ml 3% Wasserstoffperoxid-Lösung auf 1000 ml ausreichen.

i) Papier trocken und fertig....


Entsorgung:
Da sämtliche Lösungen und auch Feststoffe ungiftig und nicht wassergefährdend sind, können sie unter Verdünnen mit einer großen Menge Wasser über die Kanalisation entsorgt werden.




Variante 2:

2.0. Vorbemerkung:


Diese Variante ist von den Chemikalien zwar etwas heftiger, allerdings kann man diese definitiv im freien Handel und Apotheken bekommen, da diese andere Verwendungsmöglichkeiten haben bzw. zum Angebot von Apotheken und Supermärkten gehören. Wie Anfangs schon angedeutet sind diese Chemikalien nicht mehr so harmlos wie der der Variante 1; bieten allerdings eine gute Alternative und bei der Einhaltung normaler Vorsichtsmaßregeln, sind sie auch sicher.


2.1. Vorbemerkung zu den Chemikalien:

Eisen(III)chlorid ist hygroskopisch d.h. es zieht Wasser oder besser Luftfeuchtigkeit aus der Luft an und verwandelt sich in eine Flüssigkeit, sofern es nicht in einem dicht verschlossenen Gefäß (ohne Metalldeckel, da korrosiv) aufbewahrt wird. Außerdem hat es die Eigenschaft Finger und Gegenstände irreversibel einzufärben (braune Flecken)
25% Ammoniak-Lösung entwickelt beim stehen lassen auch bei RT (Raumtemperatur) einen gehörigen Dampfdruck, der sich in zwei Beobachtungen äußert: Zum einen wird die Plastikflasche vgl.  http://www.der-hedinger.de/uploads/tx_t3nav/DE074343-DF0C-43C9-AB37-E2C437FE6613.jpg schön aufgeblasen (schaut recht krass aus; allerdings ist mir noch nie eine Flasche von der Firma geplatzt, nur habe ich diese sicherheitshalber in einen Eimer gestellt, nur für den Fall der Fälle) und zum anderen, was gravierender ist, entweicht der Überdruck beim öffnen der Flasche als eine Wolke von Ammoniak, welche für laufende Nasen sorgt, wenn man nicht aufpasst.


2.2. Die Chemikalien:

- Zitronensäure gibt es im Supermarkt oder Apotheke)
- Eisen(III)chlorid Hexahydrat gibt es als Ätzmittel beim Elektronik-Shop vgl.  http://www.conrad.de/ce/de/product/528722/Eisen-III-Chlorid-Eisen-III-Chlorid-Granulat-Inhalt-250-g  http://www.voelkner.de/products/39899/Eisen-3-Chlorid.html
- Ammoniak-Lösung 25% gibt es in der Apotheke: Art.-Nr.: GH 05501  http://www.der-hedinger.de/produkte/chemikalien/a/artikel/GH_05501.html
- Kaliumhexacyanoferrat (III) gibt es in der Apotheke: Art.-Nr.: CL 2326  http://www.der-hedinger.de/produkte/chemikalien/k/artikel/CL_2326.html
- Wasserstoffperoxid-Lösung

2.3. Das Rezept:

26 g Zitronensäure ad 100 ml mit Wasser
20 g Eisen(III)chlorid ad 100 ml mit Wasser
22 g Kaliumhexacyanoferrat(III) ad 100 ml mit Wasser
40 ml 25% Ammoniak-Lösung

Ein kleinerer Ansatz wäre 1/10 der Menge ad 10 ml mit Wasser auffüllen, was dann 34 ml Lösung zum auftragen gibt.
Reihenfolge der Lösungen ist soweit ich es bis jetzt ausprobiert habe egal....sobald die Lösung gemischt und damit lichtempfindlich geworden ist, verfährt man wie ab Punkt c) bei der Variante 1.

Erklärung der Reaktion:

Durch UV-Licht wird das Fe3+ im Ammoniumeisen(III)citrat zu Fe2+reduziert, was mit dem Kaliumhexacyanidoferrat(III) zu Berliner Blau regiert.

Im einzelnen laufen folgende Reaktionsschritte ab:

1. Das Eisen(III)-Ion oxidiert unter dem Einfluss von UV-Licht das Citrat-Anion und wird dabei zum Eisen(II) reduziert:
 Fe3++ e-------> Fe2+

2. Das Citrat-Anion wird durch Oxidation unter Abspaltung von CO2 in das Anion der b-Keto-Glutarsäure überführt und anschließend über das Beta-Keto-Buttersäure-Anion weiter bis zum Aceton decarboxyliert wird:

* Mechanismus.gif (4.3 KB . 453x118 - angeschaut 911 Mal)

3. Das Eisen(II)-Ion regiert mit dem roten Blutlaugensalz zu Berliner Blau, was an den Papierfasern haftet:
Fe2+ + K3 [Fe(CN)6] -----> K[FeII[FeIII(CN)6] + 2 K+

entnommen aus  http://www.chemieunterricht.de/dc2/citrone/c_t19.htm


Links:
http://www.mikeware.co.uk/mikeware/Traditional_Cyanotype.html
http://www.alternativephotography.com/wp/processes/cyanotype/cyanotype-classic-process
http://www.christopherjames-studio.com/materials/The%20Book%20of%20Alt%20Photo%20Processes/SAMPLE%20CHAPTERS/CyanotypeProcessSm.pdf


PS:
Hand-Out als PDF zum Download:
http://quecksilber.homelinux.org/privat/daten/forum/viewtopic.php?f=6&t=227


Testdurchlauf:

Grünes Ammoniumeisen(III)citrat:

* Ammonium iron(III)citrate.jpg (116.69 KB . 327x600 - angeschaut 913 Mal)

Rotes Blutlaugensalz (Kaliumhexacyanoferrat(III)):

* Potassiumhexacyanoferrate(III).jpg (117.35 KB . 319x600 - angeschaut 918 Mal)

Links: 25% Ammoniumeisen(III)citrat Lösung; Rechts: 10% Lösung von rotem Blutlaugensalz (Beide in Wasser):

* 2-LAsungen.jpg (159.24 KB . 416x600 - angeschaut 951 Mal)


Lichtempfindliche Lösung; hergestellt aus einer Mischung von gleichen Teilen A und B mit 2 Tropfen Tween20:

* Solution with Tween.jpg (82.85 KB . 213x600 - angeschaut 859 Mal)

Aussehen der lichtempfindlichen Lösung in Großaufnahme:

* LAsung1.jpg (17.62 KB . 640x480 - angeschaut 911 Mal)

Das Auftragen der Lösung:

* Auftrag.jpg (37.54 KB . 640x480 - angeschaut 872 Mal)

Das getrocknete Papier:

* Trocknung.jpg (19.98 KB . 640x480 - angeschaut 863 Mal)

Belichtung:

* Belichtung.jpg (26.95 KB . 640x480 - angeschaut 879 Mal)

Nach der Belichtung:

* Belichtung1.jpg (145.56 KB . 400x600 - angeschaut 887 Mal)


Erstes Auswaschen:

* Waschen Wasser.jpg (30.23 KB . 640x480 - angeschaut 849 Mal)

Nachdunkeln im Wasserstoffperoxid-Bad:

* Wasserstoffperoxid-Waschung.jpg (34.79 KB . 640x480 - angeschaut 852 Mal)


Hier kommen die Bilder von den Workshops:

Der Erste:

* Cyanotype-Workshop 1-1.jpg (152.69 KB . 639x1359 - angeschaut 884 Mal)

Die Ergebnisse:

* Cyanotype-Workshop 1-Results.jpg (108.31 KB . 700x396 - angeschaut 853 Mal)


Der Zweite:

* Cyanotype-Workshop-2-1.jpg (49.19 KB . 640x480 - angeschaut 872 Mal)

* Cyanotype-Workshop-2-2.jpg (45.78 KB . 640x480 - angeschaut 834 Mal)

* Cyanotype-Workshop-2-3.jpg (48.25 KB . 640x480 - angeschaut 870 Mal)

* Cyanotype-Workshop-2-4.jpg (42.77 KB . 640x480 - angeschaut 842 Mal)

* Cyanotype-Workshop-2-5.jpg (68.24 KB . 640x480 - angeschaut 908 Mal)

* Cyanotype-Workshop-2-6.jpg (50.31 KB . 640x480 - angeschaut 979 Mal)

* Cyanotype-Workshop-2-7.jpg (48.33 KB . 640x480 - angeschaut 848 Mal)

* Cyanotype-Workshop-2-8.jpg (70.08 KB . 640x480 - angeschaut 836 Mal)

Ergebnisse:

* Cyanotype-Workshop-2-Results.jpg (59.31 KB . 640x480 - angeschaut 882 Mal)

und finally leider ohne Bild der Ergebnisse die Cyanotypie auf Bettlaken:

* Cyanotype-Workshop-2-Big-Cloth.jpg (94.85 KB . 640x480 - angeschaut 1575 Mal)

Werden Leinentücher wie oben gezeigt beschichtet kann dazu ein Sprühgerät vgl. http://www.gloriagarten.de/de/haus-und-garten/spruehgeraete/druckspruehgeraete.html benutzt werden.
WICHTIG: Eine richtige Atemschutzmaske http://www.esska.de/esska_de_s/halbmasken.html  mit einem P3-Filter (Partikel Klasse 3) benutzen (P2 ginge wahrscheinlich auch).
Lösungsverbrauch bei 4 Leinentüchern der obigen Größe waren über 2 Liter Lösung.

Bj68
« Letzte Änderung: 06. März 2013, 12:32:46 von bombjack »

Mephisto

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Re: Cyanotypie
« Antwort #1 am: 06. März 2013, 16:06:10 »
Toll, das ist eine sehr schöne Anleitung bombjack! Karma +1. Besonders gut gefällt mir, wie klar und einfach nachzuvollziehen dieser Text ist und wie Du die Kids mit Spaß für Chemie begeisterst. Das finde ich wirklich vorbildlich.
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Re: Cyanotypie
« Antwort #2 am: 06. März 2013, 16:45:32 »
Ein BOMBIGER Beitrag von Dir Gratuliere.
Einfach und genial.

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Re: Cyanotypie
« Antwort #3 am: 06. März 2013, 19:09:48 »
Ich kann mich bei den Komplimenten nur anschließen, tolle Sache!
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bombjack

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Re: Cyanotypie
« Antwort #4 am: 06. März 2013, 21:37:05 »
Besonders gut gefällt mir, wie klar und einfach nachzuvollziehen dieser Text ist und wie Du die Kids mit Spaß für Chemie begeisterst. Das finde ich wirklich vorbildlich.


Allerdings finde ich es enorm Schade, wenn Kinder als auch Eltern einen fragen, woher man die Chemie bekommt und man denen antworten muss, dass das inzwischen zu einem Problem geworden ist.

Daher für wahrscheinlich mitlesende Behördenvertreter:

Meine Toleranzgrenze mit diversen Flachpfeifen eurer Zunft ist seit dem Zeitpunkt erreicht, als ein lokaler Apotheker auf die Frage ob ich den als Chemikalienquelle angeben dürfte meinte, besser nicht, da wenn er zu viel Wasserstoffperoxidlösung verkaufen würde, er einen Anruf vom Pharmazierat bekommt und er eine Menge Papierkram mit warum, wieso und weshalb auszufüllen hat.
Sorry und sobald man dies auch auf Leinentüchern durchführt steht man mit mehr als 10 Liter Oxydationslösung da und hier brauche ich nicht mit 12% Wasserstoffperoxidlösung angeschissen kommen, noch dazu wo der Apotheker mir das runter verdünnen müsste (Kosten), was bei den Apothekenpreisen die Sache dann noch teurer macht.

Noch haariger wird die Sache meine lieben Behördenflachpfeifen, wenn dann Chemikalien wie rotes Blutlaugensalz (Kalliumhexycyanoferrat (III), Kupfersulfat und viele andere in einer Liste unter "geeignet zur Herstellung von illegalen Explosivstoffen." auftauchen.

WAS soll ich bitte Eltern sagen, die mit ihren Kindern dies nachmachen wollen und Chemikalien bestellen wollen? Okay, macht es, probiert es in einer Apotheke oder über das Internet, nur kann es sein, dass dann Leute vom LKA mit einem HD-Befehl bei ihnen zu Hause aufschlagen?

Da klingt doch es wie Hohn, wenn sich Politiker jeglicher Couleur hinstellen und was von MINT faseln und man müsse die Naturwissenschaftliche Kompetenz von Kindern und Jugendlichen stärken und fördern.... Ja gerne, aber WIE denn? Nur theoretisch anscheinend wenn es nach den Behördenflachpfeifen geht, siehe den Erlaubnisvorbehalt für Wasserstoffperoxid (Zugang zu Chemikalien wird beschränkt). Was glaubt IHR eigentlich wie viele DEPPEN sich dann noch finden werden, die Neben ihrem Urlaub (Freizeit), Sprit , den Chemikalien, dann noch die Nerven haben sich mit unwissenden, phantasielosen Behördenmenschen herum zu schlagen um dann den behördlichen Segen zur Verwendung von Substanz xyz zu bekommen, plus die Tatsache dass so Verwaltungsakte nicht gerade billig sind?

Bei Chemiekästen ist man ja kurz davor die Sache nur noch theoretisch zu machen, wenn man sich die Entwicklung so ansieht: http://www.versuchschemie.de/ptopic,247752,.html#247752 (viele Links gehen nicht mehr und der Preis für so einen "Backpulverkasten" ist auch eingebrochen); Okay das einzige was da zu Gute gehalten werden kann ist, dass der Kasten für Kinder ab 6 Jahre gemacht ist....und damit wirklich narrensicher sein muss.....nur mal in die Runde gefragt.....Wieso? Besonders wo dieses narrensicher auch auf Kästen ausgeweitet wird, die für Jugendliche gemacht wurden.....

Eine etwas andere Buchrezension zu einem Buch was sich nicht mit Backpulverchemie abgibt ("Das knallt dem Frosch die Locken weg") findet sich hier:
http://quecksilber.homelinux.org/privat/daten/forum/viewtopic.php?f=6&t=271


Der Gesetzgeber (bis hinauf zur EU-Ebene) und vor allem auch die Exekutive sollten sich mal Gedanken machen, ob diese Einschränkungen der persönlichen Freiheit und auch das Beschneiden und Erschweren von Forscherdrang bei Kindern/Jugendlichen und vor allem auch Eltern (wenn sie sich endlich mal aufraffen mit ihren Kids etwas in der Richtung zu unternehmen) wirklich notwendig ist, besonders wo die Gefahr die zur Begründung angeführt wird eher eine sehr abstrakte ist oder wie viele terroristische Anschläge (und da meine ich wirkliche Bomben mit Zünder und Co.) beruhen zu 100% auf "Selbstlaborate". Mir fällt da nur Mr. Breivik ein und der hat und hätte sich auf den Mist (Überwachung und Co.) eingestellt, alle anderen erfolgreichen Anschläge griffen auf sprengkräftige zivile oder militärische Zünder zu und der Sprengstoff war dann ebenfalls aus dem Bereich, weil es weitaus einfacher ist so was zu besorgen, zu klauen als selber zu mischen....

Ferner, okay, wenn ihr halt Überwachen und Kontrollieren wollt....was hindert Euch daran NICHT mit der Tür ins Haus zu fallen, liebe Menschlein vom LKA? Wieso reicht eine Bestellung von Wasserstoffperoxid und Salzsäure aus jemanden einen Verstoß gegen den §310 "Vorbereitung eines Explosions- oder Strahlungsverbrechens" zu unterstellen und dem Menschen, obwohl eine reine weiße Weste, nicht der Altersbereich die für Knall/Bumm anfällig sind usw. mit einem HD-Befehl die Tür ein zu rennen? Was verdammt noch mal soll der Scheiß? Wo ein Anruf, ein stink-normales Nachfragen es auch getan hätte...und kommt mir keiner es wird ja von einem Richter abgesegnet und geprüft....denn ihr liebe Behördenmenschlein dreht das dann so hin dass der Richter gar nicht mehr auskann....da wimmelt es dann von "hätte, könnte, würde, wäre davon ausgehen usw." Mit den Formulierungen kann man auch einem Hobbyheimwerker unterstellen, dass er den 50 kg Zementsack dazu nutzt die Leiche seiner Frau ins Hausfundament zu betonieren....und stellt sich die Sache dann als Luftnummer heraus, gibt es ein freundliches "Pech gehabt, die Maßnahme lässt sich ja nicht mehr rückgängig machen" von überprüfenden Gericht mit dem sich das Opfer den Hintern abwischen kann.

So genug gekotzt.....

Mir freundlichen Grüßen

Bj68


Heuteufel

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Re: Cyanotypie
« Antwort #5 am: 06. März 2013, 21:56:39 »
@bombjack
Ich finde dieses Thema (das Thema dem inzwischen auf manchen Chemieforen jeder zweite Post gewidmet ist ::-)) muss nicht in jedem Beitrag zur Sprache kommen. Ich will keineswegs behaupten, dass es nicht wichtig ist, über diese Problematik zu reden/schreiben, aber ich finde, das Ganze sollte auf Threads beschränkt werden, die explizit diesem Thema gewidmet sind.

Zum eigentlichen Thema: Nette Sache!  :-)

PS: Wo ich mich schon mal zur Sache äußere:
Zitat
Flachpfeifen
Zitat
liebe Menschlein vom LKA
Zitat
von überprüfenden Gericht mit dem sich das Opfer den Hintern abwischen kann
usw.

Ich denke eine sachlichere, nüchterne Sprache wäre in dieser Sache förderlich. Bei mir persönlich hinterlässt dein Post schon allein aufgrund der Wortwahl einen schlechten Eindruck.
« Letzte Änderung: 06. März 2013, 22:05:36 von Heuteufel »
"The higher impact projects tend not to be harder than lower impact projects. Just higher impact." - A commentator on the blog "In the pipeline"

bombjack

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Re: Cyanotypie
« Antwort #6 am: 06. März 2013, 22:23:50 »
Ich denke eine sachlichere, nüchterne Sprache wäre in dieser Sache förderlich. Bei mir persönlich hinterlässt dein Post schon allein aufgrund der Wortwahl einen schlechten Eindruck.

Naja....würde sagen das beruht auf Gegenseitigkeit.....zudem wenn man die Backgound-Infos bekommt wie z.B. der HD-Befehl formuliert war und diverse andere Information (was z.B. die Damen und Herren vom LKA von so Foren wie hier, VC oder Illumina halten und als was die Schreiber bezeichnet werden bzw. denen unterstellt wird) dann war die Wortwahl noch sehr höflich.

Zudem wenn Du bei so einer Behörde anrufst und Dir der Beamte zu verstehen gibt, die Behörde macht keine Fehler, das System Polizei, Staatsanwaltschaft, HD-Befehl unterschreibende Richter funktioniert perfekt, dann kommen mir da gewisse Gedanken.

Daher okay....Einwand zu Kenntnis genommen....und ich werde versuchen mich zu beherrschen....


Back to Topic:

Kinder waren sehr begeistert...mal sehen ob wir das Pfingsten wieder machen können.....da es aber oft die gleichen Kids sind, dürfte da dann die Begeisterung etwas nachlassen.....


Halb on Topic:

Hat jemand eine Idee wie ich größere Mengen einer heißen Lösung von rotem Blutlaugensalz vgl. http://www.versuchschemie.de/topic,17113,-Bulk-Cleaning+%26quot%3BRotes+Blutlaugensalz%26quot%3B.html heiß filtrieren kann?
Die 10 Literflasche war doch dann etwas zu groß......

Bj68

Heuteufel

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Re: Cyanotypie
« Antwort #7 am: 06. März 2013, 22:56:11 »
Zitat
Daher okay....Einwand zu Kenntnis genommen....und ich werde versuchen mich zu beherrschen....
OK, diese Antwort macht dich gleich wieder sympathischer.  ;-)

Zitat
Hat jemand eine Idee wie ich größere Mengen einer heißen Lösung von rotem Blutlaugensalz vgl. http://www.versuchschemie.de/topic,17113,-Bulk-Cleaning+%26quot%3BRotes+Blutlaugensalz%26quot%3B.html heiß filtrieren kann?
Die 10 Literflasche war doch dann etwas zu groß......
Bau dir selbst nen "Rand" um die Filternutsche, den du mit heißem Wasser füllst (alternativ). Vor allem: Lösung am Kochen halten, immer nur kleine Portionen filtrieren, Filter oft wecheln, ...da musst du halt durch... :-) Bei kalten Sachen hilft auch eine dicke Schicht Celite, von der man immer den oberen Teil abschabt gut. Ich hab mal Schwarzes Roussin’sches Ammoniumsalz (http://en.wikipedia.org/wiki/Roussin%27s_black_salt) hergestellt (großer Ansatz). Das Filtrieren des Eisenhydroxid-Niederschlags war echt die Hölle - hab also Erfahrung (und somit auch Mitleid ;-)) (das Präparat bildet übrigens unglaublich schöne Kristalle!  [extase]).
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bombjack

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Re: Cyanotypie
« Antwort #8 am: 06. März 2013, 23:12:53 »
*grins* Verstehe was Du meinst....vgl. http://www.versuchschemie.de/topic,17138,-Ammoniumeisen(III)citrat.html

Hoffe dass ich da Pfingsten weiter kochen kann.....

Habe in einem Paper dies gefunden:


* Hot-Filtration.png (43.32 KB . 404x493 - angeschaut 854 Mal)



Da wird praktisch eine Art "Heizkreislauf" aufgebaut, der auf Wärmekonvektion beruht und zusätzlich wird der Filter immer wieder nachgefüllt. Mal sehen habe z.B. eine Alamatec A 08 UTT Pumpe http://chemresistfluidtransfer.com/brand/almatec/a-series/almatec-a08.php hier...die könnte man für diese Zwecke missbrauchen und sich mit Schläuchen und Heizelement (oder Glasspirale u.U. alter Rotikühler, in einem Spaghetti-Topf, wo durch die Kühlschlange dann die Lösung geleitet wird) einen Kreislauf basteln....


bombjack

Heuteufel

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Re: Cyanotypie
« Antwort #9 am: 06. März 2013, 23:42:17 »
Zitat
Da wird praktisch eine Art "Heizkreislauf" aufgebaut, der auf Wärmekonvektion beruht und zusätzlich wird der Filter immer wieder nachgefüllt. Mal sehen habe z.B. eine Alamatec A 08 UTT Pumpe http://chemresistfluidtransfer.com/brand/almatec/a-series/almatec-a08.php hier...die könnte man für diese Zwecke missbrauchen und sich mit Schläuchen und Heizelement (oder Glasspirale u.U. alter Rotikühler, in einem Spaghetti-Topf, wo durch die Kühlschlange dann die Lösung geleitet wird) einen Kreislauf basteln....
OK, das ist die Lösung für Ambitionierte - bin gespannt! Leider wird das wahrscheinlich nicht das Verstopfen des Filters verhindern, und wenn es plötlich nur noch tropft, kann es sehr lange dauern, bis alles durch ist...

Eine Möglichkeit, die erstmal etwas barbarisch klingt: Lange, dicke Handschuhe anziehen, großes, grobes Leinentuch oder ähnliches besorgen, sowie große Auffangwanne. Die heiße Lösung reingießen (in das entsprechend angeordnete Tuch) und durch wringen hindurchpressen. Auchtung: Tuch reißt leicht (falls zu dünn, oder wenn man zu kräftig drückt).
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Re: Cyanotypie
« Antwort #10 am: 07. März 2013, 18:58:18 »

Halb on Topic:

Hat jemand eine Idee wie ich größere Mengen einer heißen Lösung von rotem Blutlaugensalz vgl. http://www.versuchschemie.de/topic,17113,-Bulk-Cleaning+%26quot%3BRotes+Blutlaugensalz%26quot%3B.html heiß filtrieren kann?
Die 10 Literflasche war doch dann etwas zu groß......

Bj68


Ich kenne das Problem mit dem Filtrieren grosser Mengen.
Versuche e mit Celflock oder Hyflo, das sind Filterhilfsmittel, die sollten verhindern dass der Filter zu geht. Bei meinem Problem half das aber nicht gerade fiel, daher machte ich es so:
Ein ganzes Filterpapier als Grundlage auf den Filter legen, und nun legst Du etwa 4 weitere Filterpapiere aufeinander, wovon jedes eingeschnitten wurde und ein Ohr nach oben schaut, wenn es nicht mehr richtig filtriert, kannst Du einfach mit einer Zange oder Pinzette das oberste Papier langsam wegnehmen ohne das die Filtration unterbrochen wird. Das hatte sich bei mir bewährt.
Nicht die Gewalt einiger weniger ist gefährlich, sondern das Schweigen der Masse.
Wer suchet der findet. Wer drauftritt, verschwindet. Alte Mienenregel.
Heute ist nicht alle Tage ich komm wieder keine Frage.
Die Indianer konnten die Einwanderung nicht stoppen, darum leben Sie heute in Reservaten.

Heuteufel

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Re: Cyanotypie
« Antwort #11 am: 07. März 2013, 20:42:34 »
Zitat
Ein ganzes Filterpapier als Grundlage auf den Filter legen, und nun legst Du etwa 4 weitere Filterpapiere aufeinander, wovon jedes eingeschnitten wurde und ein Ohr nach oben schaut, wenn es nicht mehr richtig filtriert, kannst Du einfach mit einer Zange oder Pinzette das oberste Papier langsam wegnehmen ohne das die Filtration unterbrochen wird. Das hatte sich bei mir bewährt.
Das muss ich mir unbedingt merken - das ist echt clever!  [perfect]
"The higher impact projects tend not to be harder than lower impact projects. Just higher impact." - A commentator on the blog "In the pipeline"

HardChemistryStudent

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Re: Cyanotypie
« Antwort #12 am: 04. April 2013, 15:35:37 »
Hmm ich habe eine alte Großformat-Holzkamera :)

HardChemistryStudent

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Re: Cyanotypie
« Antwort #13 am: 13. April 2013, 17:57:18 »
Ich habe gerade ein paar meiner Objektive durchgemessen.
Bei den neueren ist schon bei unter 390nm schluss, bei den älteren zwischen 350nm und 380nm, wobei bei 350nm die Transmission sehr gering ist.
Reichen ~360-380nm für Cyanotypien?

Oder hat jemand ne Idee wie man das ganze allgemein oder zumindest für den VIS-Bereich empfindlicher machen könnte?
Könnte man Silber(I) zugeben um ein dunkleres Bild zu bekommen etc.?
« Letzte Änderung: 14. April 2013, 00:16:00 von HardChemistryStudent »