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Autor Thema: Herstellung von Purpur  (Gelesen 20997 mal)

Kanonenfutter

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Herstellung von Purpur
« am: 18. Oktober 2009, 13:06:46 »
Ich habe mir überlegt Purpur herzustellen und bin dann auf das Paper von  Zentgraf et al. gestoßen. Die erste Stufe wurde abgesehen von den Reaktionszeiten und der freisetzung des Amins nach der Literatur hergestellt. Als ich allerdings einen Fehler (bzgl. Ausbeute) im Paper gefunden hatte und somit die schlechte reale Ausbeute bemerkte, suchte ich mir andere Vorschriften für das 4-Brom-2-nitrotoluol. Allerdings musste ich feststellen das alle Methoden die eine Sandmayer-Reaktion beinhalten keine besseren Ausbeuten als 58 % hervorbringen. Jedoch war die Suche nicht umsonst, da in der verwendeten Methode viel weniger CuBr als Kat. eingestzt wurde als in der Ursprünglichen Synthese von  Zentgraf. Die Oxidation wurde wieder nach der Literatur durchgeführt, wobei die Ausbeute hier wieder sehr fraglich ist ! Die Oxidation von ähnlichen Verbindungen ist oft ebenfalls mit sehr schlechten Ausbeuten verbunden, so dass man hier wieder annehman kann dass das Paper lügt. Die Hydrolyse des Zwischenprodukts konnte hier ebenfalls in nur sehr schlechter Ausbeute durchgeführt werden, wobei ich nicht weiß wo der Fehler liegt. Die letzte Stufe zum Purpur wurde ähnlich wie die auf Lambdasyn beschriebene Synthese zu Indigo durchgeführt wobei die erziehlte schlechte Ausbeute möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass kein besonders getrocknetes Methanol verwendet wurde. Möglicherweise liese sich damit die Ausbeute erhöhen.

Weiter ist die Oxidation vom 4-Brom-2-nitrotoluol zum 4-Brom-2-nitrobenzaldehyd noch sehr verbesserungswürde. Falls jemand eine passende gute Vorschrift kennt, würde ich mich freuen wenn er mir diese zukommen lässt.



CuBr: Hergestellt nach: http://lambdasyn.org/synfiles/kupferbromid.htm

Hbr: Hergestellt nach einer Vorschrift aus dem Versuchschemie Forum

CrO3: Hergestellt nach einer Vorschrift aus dem Versuchschemie Forum



* purpur.gif (9.86 KB . 640x299 - angeschaut 5102 Mal)


4-Amino-2-nitrotoluol [1]

27 g (250 mmol) 4-Aminotoluol wurden bei -5 °C in 135 g konz. H2SO4 gelöst und über Nacht bei 20 °C stehen gelassen. Im Anschluss wurde bei -5 °C eine Mischung aus 90 g konz. H2SO4 und 25 g 65 % HNO3 zugegeben (~9 h). Die nun braune Lösung wurde weitere 4 h bei – 8 °C und nochmals 9 h bei -20 °C stehen gelassen, bevor die nun feste Reaktionslösung auf 400g Eis gegeen wurde. Der entstandene gelbe Feststoff wurde abfiltriert, 2 mal mit Eiswasser nachgewaschen und weitesgehend trocken gesaugt. Der Feststoff wurde anschließend in 10 % NaOH suspendiert und nach vollständiger Auflösung des Feststoffes mit MTBE (4 x 30 ml) und extrahiert das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Ausbeute: 28.68 (74.8 %).


* 4-amino-2-nitrotoluol.JPG (331.71 KB . 2496x1872 - angeschaut 1980 Mal)

4-Brom-2-nitrotoluol [2]

2.33 g (33,7 mmol) Natriumnitrit wurden in 4 ml Wasser gelöst und bei unter 0 °C zu einer Suspension von 5.06 g (33,2 mmol) 4-Amino-2-nitrotoluol in 10 ml 48 % HBr gegtropft. Die entstandene klare Lösung wurde in der kälte schnellst möglich filtriert und langsam zu einer Lösung aus 0.23 g CuBr in 2.66 ml 48 % HBr getropft. Die dunkel violette Lösung wurde für 30 min auf 90 °C erwärmt, auf Raumtemperatur abgekühlt und mit MTBE extrahiert (3 x 20 ml). Die vereinigten organischen Extrakte wurden jeweils einmal mit 15 ml Wasser und konz. NaCl Lösung gewaschen, über Na2SO4 getrocknet und das Lösungsmittel im Vakuum entfernt. Das Rohprodukt kann aus iPrOH rekristallisiert wurden. Ausbeute: 4.21 g (58.5 %).


* 4-brom-2-nitrotoluol.JPG (228.89 KB . 2496x1872 - angeschaut 1856 Mal)

4-Brom-2-nitrobenzylidendiethanolat [1]

2.6 g (12 mmol) 4-Brom-2-nitrotoluol wurden in einer Mischung aus 5.3 ml Eisessig und 30 ml Essigsäureanhydrid suspendiert und vorsichtig mit 2.8 ml konz. H2SO4 versetzt. Die entstandene Suspension wurde auf 5 °C abgekühlt und eine Lösung aus 3.3 g CrO3 in 2 ml Wasser und 13 ml Eisessig bei 5 – 10 °C versetzt (~3h). Nachdem eine Stunde nachgerührt wurde, wurde das Reaktiosngemisch auf 40 g Eis gegeben und der ausgefallene Feststoff abfiltriert, einmal mit Wasser gewaschen und getrocknet. Ausbeute: 1,31g (33 %).


4-Brom-2-nitrobenzaldehyd [1]

1.31 g (3,94 mmol) 4-Brom-2-nitrobenzylidendiethanolat wurden in 4.2 ml Ethanol und 4.2 ml 1 M H2SO4 suspendiert und 1.5 h refluxiert. Nachdem die Reaktionslösung auf Raumtemperatur abgekühlt war, wurde diese auf 100 ml Eiswasser gegeben, der Feststoff abfiltriert, einmal mit Eiswasser nachgewaschen und im Vakuum getrocknet. Ausbeute: 400 mg (44.1 %).


* 4-brom-2-nitrobenzaldehyd_2.JPG (530.49 KB . 2496x1872 - angeschaut 1967 Mal)


6,6'-Dibromindigo (Purpur) [3]

Zu einer auf 0 °C gekühlten Lösung aus 400 mg (1,73 mmol) 4-Brom-2-nitrobenzaldehyd in 0.12 ml Nitromethan und 1.74 ml Methanol wurde unter Rühren eine Natriummethanolatlösung (52 mg 2.29 mmol Natrium, in 1.5 ml Methanol zugegeben. Die entstandene gelbe Suspension wurde noch weitere 20 min bei 0 °C und 50 min bei Raumtemperatur gerührt bevor die Reaktionslösung bei Raumtemperatur im Vakuum vollständig vom Lösungsmittel entfernt wurde. Der gelbe Rückstand wurde in 7 ml 0.5 M KOH aufgenommen, die Lösung auf 0 °C gekühlt und mit 0.970 mg (55,7 mmol) Natriumdithionit versetzt so, dass die Lösung 15 °C nicht überschritt. Die Reaktionslösung wurde nach 10 min mit 15 ml Wasser versetzt und der violette Feststoff abfiltriert. Dieser wurde nochmals mit Wasser (3 x 20 ml), Ethanol (2 x 25 ml) und Diethyleter (2 x 20 ml) nachgewaschen und im Vakuum getrocknet. Ausbeute: 80 mg (11 %).


* purpur_roh.JPG (299.64 KB . 2496x1872 - angeschaut 1919 Mal)

* purpur.JPG (244.83 KB . 2496x1872 - angeschaut 1944 Mal)


Literatur:


[1]    P. Imming; I. Imhof; M. Zentgraf, An improved synthetic procedure for 6,6'-dibromoindigo    (Tyrian purple, 2001,  Synth. Commun., 31,      3721-3727

[2]   H. Ishida, Synthesis and some reactions of 6-bromooxindole, 1985, Chem. Pharm. Bull., 33, 1414-18

[3]   Gundula Voß, Hans Gerlach, Regioselective bromine lithium exchange in 2,5-dibromo-1-nitrobenzene. A simple synthesis of 4-bromo-
        2-nitrobenzaldehyde and 6,6'-dibromoindigo
, 1989, Chem. Ber., 122, 1199-201
« Letzte Änderung: 18. Oktober 2009, 15:27:38 von Kanonenfutter »

Mephisto

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Re: Herstellung von Purpur
« Antwort #1 am: 18. Oktober 2009, 15:25:21 »
Sehr imposant. Klasse Synthese, die Farbe der Cäsaren. Schön dass sich Leute noch an schwierige Sachen heran trauen. Die Purpur-Synthese wollte ich immer schon bei LambdaSyn haben, gute Arbeit (Karma +2) und man sieht auch, dass Du bei der Formatierung wert auf Perfektion gelegt hast. Tja, jetzt steht Dir der offizielle Titel "Caesar der Synthese" zu :-)

Ernsthaft, ich möchte im Forum allen danken, die vermehrt auf Qualität achten, Synthesen sauber beschreiben, DCs ihrer Reaktionen machen und sich an neue Herausforderungen wagen, die bisher nicht im Bereich der Hobby-Chemie gemacht wurden. Danke und weiter so!

PS @ Kanoni: Natriumnitrid bitte kurz in Natriumnitrit ändern.
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Kanonenfutter

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Re: Herstellung von Purpur
« Antwort #2 am: 18. Oktober 2009, 15:30:26 »
Hey, das freut mich das die Synthese gefällt. Wie gesagt die Oxidation ist noch sehr optimierungsbedürfig, aber es klappt ja schon im Grunde ;)

Der Schreibfehler wurde verbessert.

Danke für den super Titel :)
« Letzte Änderung: 18. Oktober 2009, 15:42:21 von Kanonenfutter »

Mephisto

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Re: Herstellung von Purpur
« Antwort #3 am: 18. Oktober 2009, 15:42:54 »
Du hast schon intensiv recherchiert, nur mir fällt ein, dass unser Freund Organikum doch verschiedene Methoden zur Oxidation von Toluol zu Benzaldehyd probiert hat. Vielleicht gibt es noch alte Threads bei Sciencemadness die Dir diesbezüglich nutzen könnten.
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Hyperion

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Re: Herstellung von Purpur
« Antwort #4 am: 18. Oktober 2009, 17:15:00 »
Super Synthese, ein Vergnuegen das zu lesen! Auch das Endprodukt is so ueberzeugend, weil die Farbe so gut mit dem Namen uebereinstimmt.

Ich kenne hierzu nicht die Literatur, aber mir faellt auf dass Purpur praktisch dibromiertes Indigo ist. Gibt es demnach auch eine farblose Leukoform, die besser loeslich ist?
Waere vielleicht auch ein interessanter Test.

Phil

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Re: Herstellung von Purpur
« Antwort #5 am: 18. Oktober 2009, 17:40:27 »
Gut gemacht, ich wollte das Dibrom-indigo auch mal herstellen, habe aber die Zeit nicht gehabt bis jetzt.
Interessant ist dass Purpur aus der Natur über eine Schnecke im Meer gewonnen wird. Für 1g mussten ca. 20`000 Schnecken das leben lassen, deshalb war die Farbe so teuer. Dank der Chemie fiel der Preis ins nichts.
Gratuliere für den Titel Caesar der Synthese. :-)

« Letzte Änderung: 18. Oktober 2009, 17:46:32 von Phil »
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Re: Herstellung von Purpur
« Antwort #6 am: 18. Oktober 2009, 20:55:40 »
Sehr interessante Synthese. Sauber recherchiert und natürlich einwandfrei dokumentiert! Sollte sich jeder ein Beispiel dran nehmen.
Ich habe demnächst vor aus dem heute hergestellten 4-Aminouracil Harnsäure und daraus Purpursäure bzw das dazugehörige Anion Murexid herstellen.
Villeicht dokumentier ich das hier falls das einen interessiert.
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Phil

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Re: Herstellung von Purpur
« Antwort #7 am: 18. Oktober 2009, 22:11:39 »
Villeicht dokumentier ich das hier falls das einen interessiert.
Aber aber 2bestyle, ;-) natürlich wollen Wir die Dokumentation. ::-) Alles wo lerreich und gut nach zu kochen ist möchten wir haben. :-)
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