Es werden ja auch öfter mal Pflanzenextrakte ("Tinkturen") ohne Wasserdampfextraktion, zB mit Ethanol hergestellt........
und ich hab mich gefragt, ob es da nicht eine "einfache" Möglichkeit gibt, diese etwas zu "befreien"....von Proteinen, Wachsen und Chlorophyll usw...
naja und hatte durch Zufall gelesen, das Chlorophyll und Proteine Säuren gar nicht mag.... da is der Gedanke ja naheliegend, eine Säure zum "reinigen" zu verwenden...
Die Art der Extraktion entscheidet, welche Stoffe angereichert bzw. in weiteren Schritten isoliert werden können. Wenn man z.B. im ersten Schritt die Pflanzenteile entfettet, also mit stark unpolaren Lösungsmitteln behandelt, löst man schon einen Großteil der Fette und Wachse - natürlich dürfen die zu extrahierenden Substanzen nicht allzu unpolar sein. Den so gewonnenen, entfetteten Extrakt kann man dann weiter extrahieren, z.B. mit Ethanol oder Aceton. Das gibt dann recht "grobe" Auszüge, die eine Vielzahl an Substanzen beinhalten. Proteine, Chlorophyll etc. kann man zersetzen, aber dann hat man eben Zersetzungsprodukte in seinem Extrakt - ist nicht unbedingt die beste Wahl. Sofern diese Substanzen nicht stören, kann man sie auch einfach im Extrakt lassen. Je nach Möglichkeiten kann man eben bspw. eine Wasserdampfdestillation durchführen, Auszüge herstellen, per Soxhlet extrahieren... gibt ja genug Möglichkeiten.
Im Fall von Alkaloiden geht das ja wahrscheinlich recht einfach/automatisch durch die Säure/Base-Extraktion ?!)
ich hatte mich in dieser Frage für Phosphorsäure entschieden, da ich dachte, diese hätte gegenüber anderen Säuren irgendwelche "Besonderheiten", wenn dem aber nicht so ist, kann man die auch durch andere (leicht verfügbare) Säuren ersetzen.......
Säure-Base-Extraktionen benötigen natürlich einen protonierbaren Stickstoff, sonst funktioniert das Prinzip nicht. Ohne Wechsel der Polarität und somit der Löslichkeit ist keine Säure-Base-Extraktion möglich:
sauer -> protoniert -> polar löslich
alkalisch -> deprotoniert -> unpolar löslich
So ganz allgemein.
mit einem unpolaren LM wärs natürlich wesentlich leichter, aber ich finde Ethanol dann doch "geeigneter" bzw interessanter, da er leicht verfügbar ist (wenn auch teuer), "pharmazeutisch rein" ist und auch für Laien gut händelbar ist......
Ethanol, Aceton etc. lösen alle möglichen Stoffe aus einer Pflanze. Für eine erste Anreicherung mag das sinnvoll sein, aber wenn man zum Schluss einen Reinstoff haben will, kommt man um komplexere Aufreinigungsschritte wie Fällungen, Umkristallisieren oder chromatographische Methoden (z.B. klassische Säulenchromatographie oder präparative HPLC oder Flash-Chromatographie oder....)
Wenn ich jetzt zB zu einem ethanolischen Pflanzenextrakt eine Säure hinzugebe, wird dann ein Ester gebildet bzw bildet sich im Fall von Schwefelsäure Ether ?
oder hab ich dann eine ethanolische ...säure ? Weil die Wege dahin sahen für mich recht gleich aus......
Ob sich Ether oder Ester bilden, ist abhängig von den Reaktionsbedingungen. Bei den milden Extraktionsbedingungen, die üblicherweise vorherrschen (sollten), finden solche Reaktion wohl allenfalls in untergeordnetem Maßstab statt, also quasi "nicht". Empfindliche Naturstoffe reagieren ggf. schneller, aber das ist fallabhängig.
Wenn kein Ester/Ether gebildet werden sollte und man zB zu einerm ethanolischen Pflanzenextrakt Salzsäure hinzugibt, würden also die Proteine denaturiert.eventuell vorhandene Alkaloide wasserlöslich (und ethanollöslich ? je nachdem um was es geht) (weil ...hcl). und bei Fetten, Wachsen und Terpenen (dazu gehören doch ätherische Öle ?) kommts dann auch drauf an, um welches es geht ?!
Chlorophyll würde zu Phaeophytin, Magnesiumchlorid(Ethanol und Wasserlöslich) und Wasserstoff ?
Die Proteine werden so oder so denaturiert, durch die Protonierung entsprechender Verbindungen steigert sich auch deren Löslichkeit in polaren Lösungsmitteln. Bei milden Bedingungen passiert mit Fetten, Wachsen und ätherischen Ölen nichts. Terpene sind eine Verbindungsklasse, dementsprechend können Terpene zu ätherischen Ölen gehören; nicht umgekehrt. Auch nicht-terpenoide Verbindungen können in ätherischen Ölen enthalten sind.
Die Reaktion passiert vermutlich wie von dir beschrieben...
Gibt man jetzt Calciumcarbonat hinzu (zum neutralisieren der Säure), reagiert (vermute ich mal) die überschüssige Salzsäure mit dem Calciumcarbonat zu Calciumchlorid (wasserlöslich, nicht ethanollöslich).
Man hätte aber noch das Magnesiumchlorid und das Phaephytin im Ethanol gelöst..... Magnesiumchlorid könnte man aber mit Natriumcarbonat ausfällen und ergibt Magnesium und Natriumchlorid und Kohlenstoffdioxid ? Was natürlich auch nicht viel bringt, da Natriumchlorid auch wieder in Ethanol löslich ist.
Natriumchlorid ist in Ethanol schlecht löslich und zusammen mit den anderen Ionen, die sich in der Lösung befinden, wird es wohl zu einem Aussalz-Effekt kommen, sofern relevante Konzentrationen (Löslichkeitsprodukt) erreicht werden.
Gibts denn eine einfache Möglichkeit ethanolische Pflanzenextrakte, einfach (und ohne unpolares LM) zu "klären" ? Hatte da mal was von Talkum gelesen. Oder Fullererde wird in der Ölherstellung verwendet. UV-Strahlen oder große Hitze zerstören wohl auch Chlorophyll.
Es gibt bestimmte Filterhilfsmittel, die man mal probehalber einrühren kann:
https://de.wikipedia.org/wiki/Filterhilfsmitteloder eben auch
https://de.wikipedia.org/wiki/BleicherdeVielleicht führt das schon zu einer Klärung im eigentlichen Sinne des Begriffs. Ausprobieren. Ob Talkum funktioniert, weiß ich nicht, ist mir so noch nicht untergekommen. Aus dem Labor kenne ich Kieselgur-Filtrationshilfen, Markenname Celite, gibts als verschiedene Typen:
Link zu Carl Roth GmbH, Celite 545Die Zerstörung von Verbindungen führt eben zu Abbauprodukten, die dann weiter im Extrakt vorhanden sind. Energiereiche UV-Strahlung kann dir auch gewünschte Verbindungen zerstören. Mit solchen Techniken wäre ich vorsichtig.
Ich vermute mal, das es von Fall zu Fall auch unterschiedlich ist und es da kein allgemeines Vorgehen gibt ?
Absolut. Je nach Möglichkeiten wird man einen Rohextrakt herstellen, unerwünschte Verbindungen soweit wie möglich anreichern bzw. abtrennen und dann per weiterer Extraktion und/oder chromatographischen Methoden Reinstoffe isolieren, wenn der Extrakt den Ansprüchen nicht genügt.
So ganz grob und pauschal: Pflanze -> Rohextrakt -> Aufreinigung -> Isolation Reinstoff