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Autor Thema: NaN3 von NaOH trennen  (Gelesen 18264 mal)

FibreChannel

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NaN3 von NaOH trennen
« am: 29. Mai 2008, 15:15:23 »
Hallo ,

Habe ein kleines Problem.
Ich habe Natriumazid mittels 80%igem Hydrazinhydrat hergestellt ,und habe es mit viel Ethanol gewaschen um das NaOH zu entfernen.
Leider habe ich jetzt im Waschethanol noch eine Menge NaN3 und NaOH drinnen ,und weiß nicht wie ich die beiden Stoffe trennen soll.
Kann mir jemand die Löslichkeit von NaN3 in EtOH sagen ?
Oder kennt wer eine bessere Möglichket ,die Stoffe zu trennen ?

Bitte um Hilfe !
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MFG Ch

Mephisto

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Re: NaN3 von NaOH trennen
« Antwort #1 am: 29. Mai 2008, 16:51:43 »
Kann mir jemand die Löslichkeit von NaN3 in EtOH sagen ?
Laut Merck Index: "Slightly sol in alcohol." ::-)

Oder kennt wer eine bessere Möglichket ,die Stoffe zu trennen ?
Azide kannst Du genauso fällen wie Chloride, z.B. als Silber(I)-azid (wie AgCl lichtempfindlich), Blei(II)-azid, Kupfer(I)-azid (reibungsempfindlich) oder Thalium(I)-azid. Alle diese Verbindungen sind un- bzw. schwerlöslich. Soweit ich weiß, kann man es auch als Bariumazid fällen und das wäre sicherlich der einfachste Weg zu einem Azid zu kommen.

Ansonsten ist es auch möglich aus einer wässrigen Lösung die freie Stickstoffwasserstoffsäure durch ansäuern mir verd. Schwefelsäure freizusetzen und in Ether auszuschütteln. Aus der freien Stickstoffwasserstoffsäure kann dann wieder Natriumazid hergestellt werden. Eine solche Freisetzung wird auch im Brauer beschrieben. Aber wegen der Giftigkeit (T+) und Explosionsgefahr (bei höheren Konzentrationen) von HN3 wäre das nicht mein Favorit.
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Re: NaN3 von NaOH trennen
« Antwort #2 am: 29. Mai 2008, 19:09:35 »
Danke für die schnelle Antwort!  :-)
Die Möglichkeit Silber(I)azid auszufällen habe ich schon ausprobiert. Daraus könnte man mit einfachem Natriumchlorid wieder Natriumazid und Silberchlorid ausfällen. Woran ich nicht dachte ist, dass das AgNO3 mit dem ebenfalls in der Lösung befindlichen NaOH zu AgOH reagiert (schwarzer Niederschlag). Ein paar Tropfen AgNO3 in die Lösung und es viel Silberazid aus, nach einigen Minuten verfärbte sich dieses allerdings schwarz...

Die Methode HN3 in Ether zu lösen ist mir neu, allerdings ist mir freie Stickstoffwasserstoffsäure im Umgang zu gefährlich, wie du ja schon sagtest.
Vielleicht noch eine andere Idee?

MFG CH

Hyperion

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Re: NaN3 von NaOH trennen
« Antwort #3 am: 30. Mai 2008, 03:48:20 »
Du kannst auch das ueberschuessige NaOH mit einer  Saeure wie HNO3 vorsichtig titrieren, bis pH 7-8 erreicht ist. Dann gebe wie zuvor AgNO3 dazu, faelle das Silberazid aus, waehrend AgNO3 weiterhin loeslich ist.
Oder direkt Pb(NO3)2 oder PbAc2 verwenden, falls Pb-azid das gewuenschte Endprodukt ist.
Zum sauberen NaN3 von AgN3 zurueckzukommen duerfte aber nicht so einfach sein - denn AgN3 muss wieder in Loesung gebracht werden...und das duerfte wohl nur mit Saeuren oder Basen funktionieren... oder einem Salz, dessen Austauschprodukt mit AgN3 loeslich ist. Es gibt einige Referenzen zu diesem Thema, allerdings auf Englisch, bezueglich Loeslichkeiten, die hier von Nutzen sein koennten... werd's bei Gelegenheit nachschaun.
Was wird bei der Originalsynthese von NaN3 von Hydrazin empfohlen, um dieses Problem zu umgehen?

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Re: NaN3 von NaOH trennen
« Antwort #4 am: 30. Mai 2008, 08:46:49 »
Vielen dank!

Ich denke die Methode das NaOH zu titrieren ist die beste. Um aus Silberazid wieder Natriumazid zu machen habe ich ein Patent gefunden, ich habe es nur gerade nicht da. Bei Interesse kann ich es ja posten.
Die Orginal-Synthese behandelt dieses Problem garnicht, hier wird einfach mit Verlusten gerechnet. Da ich aber noch zusätzlich mit Ethanol gewaschen habe ist recht viel verloren gegangen.

MFG CH

Mephisto

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Re: NaN3 von NaOH trennen
« Antwort #5 am: 30. Mai 2008, 19:39:20 »
Um aus Silberazid wieder Natriumazid zu machen habe ich ein Patent gefunden, ich habe es nur gerade nicht da. Bei Interesse kann ich es ja posten.
Ja, poste bitte die entsprechende Patentnummer oder den Patent-Link. Wenn jemand dasselbe Problem hat, ist es ganz praktisch, wenn das Patent dazu hier zu finden ist.
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Re: NaN3 von NaOH trennen
« Antwort #6 am: 30. Mai 2008, 20:05:07 »
GB129152

Das ist der link des Patents aus dem Sciencemadness-Board, leider konnte ich allein durch die Nummer nichts finden (ist vlt. schon zu alt, von 1918).
Hoffe es hilft weiter,

MFG Ch

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Re: NaN3 von NaOH trennen
« Antwort #7 am: 30. Mai 2008, 21:00:54 »
Aha: eine fast stöchiometrische Menge Natriumchlorid zur Silberazid-Suspension geben und nach ein paar Minuten das Silberchlorid abfiltrieren. Angenehm einfach und effizient.

Das Patent bei Sciencemadness ist durch die Kompression etwas unscharf geworden. Daher habe ich es hier nochmal angehängt (es ist auch bei espacenet zu finden → GB129152):
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Re: NaN3 von NaOH trennen
« Antwort #8 am: 01. Juni 2008, 11:48:40 »
So, ich habe jetzt das Lösungsgemisch mit Salpetersäure versetzt bis es leicht sauer war und dann Silbernitratlösung zugetropft bis kein Niederschlag mehr ausfiel. Ergebnis: etwa 0,1g Silberazid.
Ich hatte wohl den Natriumazid-Anteil ziemlich überschäzt da ein Silberazid Niederschlag nach mehr aussieht als er eigentlich ist.  ::-)
Also Fazit: Bei RT lösen sich etwa 0,04g NaN3 in 40ml wasserfreiem Ethanol, d.h. etwa 1g/l.  ;-D
Danke für die Antworten,

MFG Ch

Phil

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« Antwort #9 am: 01. Juni 2008, 17:13:57 »
2 NaNH2 + N2O nehmen das gibt NaN3 + NaOH +NH3
Diese Vorschrift ist in der 2. Auflage von Brauer beschrieben ::-), leider habe ich sie nicht. :-X
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Wer suchet der findet. Wer drauftritt, verschwindet. Alte Mienenregel.
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Mephisto

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Re: Du kannst auch
« Antwort #10 am: 01. Juni 2008, 23:01:04 »
2 NaNH2 + N2O nehmen das gibt NaN3 + NaOH +NH3
Diese Vorschrift ist in der 2. Auflage von Brauer beschrieben ::-), leider habe ich sie nicht. :-X
Irgendwie scheinen alle nur die 3. Ausgabe zu besitzen ;-). Die Vorschrift steht auch in der 1. englischen Ausgabe des Brauers (Seite 474). Und da deren Copyright nach US-amerikanischen Recht bereits abgelaufen ist, befindet sich das Ebook in der Sciencemadness Library.

www.sciencemadness.org/library/books/brauer_ocr.pdf

Ich mutmaße aber, dass das angesprochene Verfahren nicht ohne Grund in späteren Ausgaben herausgenommen wurde.
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