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Autor Thema: Synthese von meso-Tetraphenylporphyrin  (Gelesen 16642 mal)

Heuteufel

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Synthese von meso-Tetraphenylporphyrin
« am: 25. August 2011, 20:45:27 »
Synthese von meso-Tetraphenylporphyrin

Meso-Tetraphenylporphyrin [917-23-7]


* TPP Bild.gif (2.9 KB . 308x307 - angeschaut 3051 Mal)
In der nachfolgenden Synthese wird meso-Tetraphenylporphyrin nach der Methode von Adler und Longo durch Kochen unter Rückfluss von Benzaldehyd und Pyrrol in Propionsäure dargestellt.

Zur Reaktion:

Ab 1967 gelang Rothemund die Synthese diverser Porphyrine durch die Reaktion von Pyrrolen mit Aldehyden im Bombenrohr bei Temperaturen zwischen 140 und 220 °C. Die Reaktionsdauer betrug hierbei 24 bis 48 Stunden und die Ausbeuten waren nie höher als etwa 10 %. Darüber hinaus war durch die extremen Reaktionsbedingungen die Wahl der Edukte sehr begrenzt.

1967 entwickelten Adler und Longo eine effektivere Synthese, indem sie Pyrrol und Aldehyd in Propionsäure als Lösungsmittel reagieren ließen. Hierbei können Ausbeuten von über 20 % erzielt werden.

Die Propionsäure ist bei der Reaktion gleichzeitig Lösungsmittel und Protonenspender. Der große Vorteil bei der Verwendung von Propionsäure besteht darin, dass Tetraphenylporphyrin in warmer Propionsäure gut löslich ist, in kalter jedoch kaum. Die Reaktion kann alternativ auch in Eisessig durchgeführt werden. In diesem Fall kristallisiert das Tetraphenylporphyrin jedoch nicht aus, und eine aufwendige säulenchromatographische Aufarbeitung ist erforderlich. Eine gute Alternative zur Propionsäure ist ein Gemisch aus Eisessig und Pyridin.

Für die Reaktion kann folgender Mechanismus formuliert werden:

* Synthese von H2TPP.gif (23.49 KB . 862x1769 - angeschaut 5407 Mal)
Der Reaktionsmechanismus der Bildung von Tetraphenylporphyrin ist im Detail noch nicht genau aufgeklärt. Es wird jedoch allgemein angenommen, dass der erste Schritt der Reaktion die Bildung von Dipyrromethan ist, die wie oben im Reaktionsschema dargestellt erfolgt:
Zuerst wird die Aldehyd-Funktion des Benzaldehyds im sauren Milieu protoniert. Anschließend findet ein nukleophiler Angriff eines Pyrrol-Moleküls unter Bildung eines Alkohols statt. Dieser wird protoniert und spaltet dann ein Wassermolekül ab, worauf die Reaktion mit einem weiteren Molekül Pyrrol unter Bildung des Dipyrromethans folgt.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten einen Reaktionsmechanismus für die Bildung eines Porphyrinogens zu formulieren:
Die eine Möglichkeit besteht darin, dass das Dipyrromethan nach dem angegebenen Reaktionsmechanismus bis zur Bildung eines Tetrapyrromethan-Derivats weiterreagiert, welches dann cyclisiert. Die andere Möglichkeit stellt eine pericyclische Reaktion dar, im Zuge derer zwei Moleküle Dipyrromethan und zwei Moleküle Benzaldehyd in einer konzertierten Reaktion das Porphyrinogen bilden.

Es folgt die Oxidation des Porphyrinogens zum Porphyrin durch den Luftsauerstoff. Aus diesem Grund darf die Reaktion auch auf keinen Fall unter Schutzgas durchgeführt werden. Weil die Oxidation des Porphyrinogens meist unvollständig ist, erhält man als Nebenprodukt Tetraphenylchlorin. Andere Nebenprodukte sind Polymere, die entweder nur aus Pyrrol-Einheiten bestehen (1), oder auch noch Phenylreste enthalten (2). Im Reaktionsschema oben ist auch dargestellt, nach welchem Mechanismus sich die besagten Pyrrol-Polymere bilden. Hierbei muss man jedoch anmerken, dass es bei dieser Reaktion teilweise auch zur Rearomatisierung kommen kann.

Synthesevorschrift:

In einem Rundkolben werden 250 ml Propionsäure (Siedepunkt 141 °C) bis zum Sieden erhitzt (Rückfluss!). Dann werden 8,5 ml Benzaldehyd hinzugegeben, und anschließend 8 ml Pyrrol unter Rühren langsam hinzugetropft. Nach der Zugabe des Pyrrols wird das Reaktionsgemisch noch für 30 Minuten unter Rückfluss gekocht, und dann auf Raumtemperatur abkühlen gelassen. Der Kolben wird anschließend im Eisbad gekühlt, damit das Tetraphenylporphyrin vollständig auskristallisiert, und dann wird über eine Glasfritte (Porosität 3) filtriert. Das abfiltrierte Rohprodukt wird 4 Mal mit je 125 ml heißem Wasser gewaschen, um die Propionsäure zu entfernen, und dann mit 25 ml Methanol, wodurch das Tetraphenylchlorin und Polymere entfernt werden. Durch Umkristallisieren aus Toluol kann man die Reinheit des erhaltenen meso-Tetraphenylporphyrins noch weiter steigern. Die Ausbeute beträgt in der Regel zwischen 15 und 25 %.

Durchführung der Synthese:

Das Reaktionsgemisch:

* TPP 1.jpg (127.99 KB . 1024x683 - angeschaut 2907 Mal)
Das rohe meso-Tetraphenylporphyrin:

* TPP 2.jpg (201.5 KB . 1024x681 - angeschaut 3013 Mal)
Kristalle nach Umkrisallisierung aus Toluol (es ist ziemlich schwierig, die Farbe auf Fotos richtig hinzubekommen):

* TPP 3.jpg (247.54 KB . 1024x681 - angeschaut 3133 Mal)

Eigenschaften und Verwendung:

Meso-Tetraphenylporphyrin bildet violette Kristalle, die in Wasser nahezu unlöslich sind, sich jedoch gut in Benzol, Toluol, Chloroform und Dichlormethan lösen. Die dabei entstehenden Lösungen fluoreszieren rot unter UV. Mit Schwefelsäure reagiert Tetraphenylporphyrin unter Bildung des wasserlöslichen Tetraphenylporphyrinsulfonats. Tetraphenylporphyrin, sowie seine Derivate können als Liganden für Schwermetallkationen fungieren. Die auf diese Weise hergestellten Komplexe haben teilweise interessante Eigenschaften, und können z.B. in der Histologie als Färbemittel verwendet werden. Tetraphenylporphyrin selbst kann als Photosensibilisierer bei der Darstellung von Singulett-Sauerstoff verwendet werden.

Eine sehr verdünnte Lösung von Tetraphenylporphyrin in Toluol ist leicht violett:

* Tpp 4.jpg (48.41 KB . 1024x681 - angeschaut 2638 Mal)
Konzentriertere Lösungen erscheinen eher rot:

* TPP 5.jpg (55.91 KB . 1024x681 - angeschaut 2635 Mal)
Fluoreszenz unter UV:

* TPP 6.jpg (50.77 KB . 1024x681 - angeschaut 2432 Mal)
Anmerkung:

Das verwendete Pyrrol wurde durch Pyrolyse von Ammoniummucat hergestellt (http://forum.lambdasyn.org/index.php/topic,1367.0.html).

Quellen:

-Synthesevorschrift, Reaktionsmechanismus und Historisches:


http://scienceamusante.net/wiki/index.php?title=La_t%C3%A9traph%C3%A9nylporphyrine (ich habe einige Veränderungen vorgenommen und kleine Fehler korrigiert)

-Verwendung von Tetraphenylporphyrinsulfonat-Komplexen in der Hystologie:

http://jhc.sagepub.com/content/18/10/697.full.pdf


-Verwendung von Tetraphenylporphyrin als Photosensibilisierer bei der Darstellung von Singulett-Sauerstoff

http://www.chemie.uni-jena.de/institute/oc/weiss/arbeitsvorschrift.htm

-Interessanter Link mit mehr Details zum Thema:

http://www.chemie.uni-hamburg.de/bibliothek/1998/DissertationSchuler.pdf




Diese Syntheseanleitung wurde unter der URL www.lambdasyn.org/synfiles/tetraphenylporphyrin.htm zur Synthesensammlung aufgenommen.

« Letzte Änderung: 10. Januar 2014, 21:32:20 von Mephisto »
"The higher impact projects tend not to be harder than lower impact projects. Just higher impact." - A commentator on the blog "In the pipeline"


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